(12/2020)
Aus den Tiefen des Tecklenburger Landes kommt eine melancholische und kraftvolle Musik, die fest im Jetzt steht und in der Tradition verwurzelt ist: in Krautrock, New Wave, Countryrock und Improvisation. Der Subkultur-Veteran Holger Schwetter nimmt sich in seinen deutschsprachigen Texten die B-Seiten des Jetzt vor: spam emails und andere mißlungene Formen digitaler Kommunikation, den rechten Mob oder das zwiespältige Gefühl, mit dem Auto glücklich aber klimaerwärmend in den Sonnenuntergang zu fahren.
Vorbild und Alter Ego Nr. 1 ist Von Korf, der doppelt virtuelle Charakter aus den Palmström-Gedichten von Christian Morgenstern. Ein Geist im Geistigen, ein Phantom, das nicht zu fassen ist. "Von Korf, der nur des Reimes wegen uns begleitet, ist um Rat verlegen."
Vorbild und Alter Ego Nr. 2q ist Jim Jarmusch, oder besser, die Art, wie Zeit in seinen Filmen vergeht.
Nach einer mehrjährigen Pause kehrt Von Korf aus der Unsichtbarkeit zurück. Sänger und Gitarrist Holger von Korf war in den letzten Jahren so sehr mit dem Vortrieb seiner musikwissenschaftlichen Karriere beschäftigt, dass er nicht mehr zum Management für seine Band kam. Das ist schon ein Treppenwitz: da schreibt einer seine Doktorarbeit übers Selbstmanagement von Musikern und kommt deshalb selbst nicht mehr dazu. Das ist der Fluch der Wissenschaft. Auch den anderen war nicht langweilig: Schlagzeuger Franko Frankenberg mit Theaterprojekten und ca. 25 anderen Bands (u.a. das Blaue Palais), Keyboarder Andreas Menke hat den Radiosender OS-Radio auf Vordermann gebracht. Aber sei´s drum: Zusammen Musikmachen, das musste sein. Von Korf haben in dieser Zeit hunderte Meter digitales Tonband mit Improvisationen gefüllt, neue Songs geschrieben und verlassen nun erneut die Ufer der Baggerseen. Ab Frühjahr 2020 geht es wieder auf die Bühnen und neues Material wird auf dem eigenen Label Rekord Musik veröffentlicht.
Das Comeback fiel Corona zum Opfer. Alle Konzerte im Frühjahr wurden abgesagt. Und nun? Konzerte aus dem Proberaum sind langweilig. Von Korf improvisierte und erfand ein neues Format: Den Korfcast, eine Probe-Performance. Die Aufführung einer Bandprobe. Regelmäßig live auf Facebook und im Archiv.
Der Sound ist minimal, straight und zugleich unvorhersehbar: Die Songs entstehen aus Improvisationen und werden auch live wie Improvisationen gespielt: Spannungsbögen werden spontan gestaltet, neues hinzugefügt und -gesungen, anderes weggelassen. Teile des Konzerts werden frei improvisiert. "Wir haben sehr viel von CAN gelernt" sagt Holger. "Was die live gemacht haben, wird leider von kaum jemandem weitergeführt: Die eigenen Songs als Rohmaterial zu betrachten und kollektiv minimalistisch darüber zu improvisieren." Damit funktioniert das Von Korf Spiel auch anders als Jazz, wo vor allem individuelle musikalische Höchstleistungen vorgeführt werden. Dazu Andreas: "Damit haben wir nichts am Hut. Wir sind auch keine Virtuosen (lacht). Das ist aber eine Chance von Rockmusik, die Kraft der Gruppe zu zeigen." Und worum geht´s? Um das Schichten von Grooves, um deutschen Sprechgesang und post-krautige Klanggebilde, um kraftvolle Negativität - und um minimalistische Rockmusik.
Promo Hörpaket, 3 Stücke, der Schnelldurchlauf
Kontaktperson: Dr. S, drs(at)rekord-musik.de